19 Februar 2022

In memoriam Đorđe Balašević

In einer Zeit, in der sie einmal mehr Heldenlieder auf einen sangen, der entzweit, und ihn zum Zaren unseres Volkes erhoben, rückte in Stille Dein Todestag näher. Unser Volk, dem der Schriftsteller Bora Ćosić kürzlich attestierte, es wäre durch vieles zu kurz gekommen und irrational, so auch eben in seiner Heldenverehrung.[1] Aber in Deiner Musik sind wir nicht zu kurz gekommen: in Deiner Musik waren wir die Könige der Welt, denn wir hatten das unverschämte Glück, Deine Sprache zu sprechen. Und Du warst darin unvergleichlich, selbige Sprache zur Vollendung zu bringen und sie mit Weltmusik zu vereinen.  

Du hast mich das Meiste gelehrt, was ich über die Menschen weiss, hast mir den weiten Kosmos der Humanität sowie die Abgründe der allzu menschlichen Verwirrungen eröffnet. Wenn man genau zuhörte, konnte man in deinen Liedern die ewigen Gesetze erkennen, die unsere so verrückte wie wunderbare Welt regeln. Wo auch immer Du gerade Deine Balladen zum Besten gibst, ich bin mir sicher, es werden sich stets Zuhörer einfinden. Denn Du hast das Wahre, Gute und Schöne in Deinem Werk so oft gestreift, wie es einem von unserer Gattung nur möglich ist. Und wusstest dabei immer, dass auch Du nur ein Mensch bist, und dass von Mensch zu Mensch am Ende nur eines zählt: die Sprache des Herzens. 

Der Zirkus hat uns für immer verlassen, und ich bin noch in Trauer. Adieu, cantautore; adieu, Du Goldschmied einer nun verlorenen Kunst. Laku noć, zvezdo draga.





[1] Zar Djokovic: Über die merkwürdige Heldenverehrung der Serben, in: NZZ 18.01.2022

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