13 Mai 2013

(Nur) Für Verrückte


Wer sich dieser Tage alltagsflüchtend in einen Theaterabend retten will, wird mit der 'Steppenwolf'-Adaption am Pfauen fabelhaft bedient. Mit Verve begibt sich das fünfköpfige Schauspielensemble auf einen kollektiv vorgetragenen Seelen(s)trip des Harry Haller, genannt Steppenwolf, der auf zwei Beinen geht, Kleider trägt und ein Mensch ist - aber eigentlich doch eben ein Steppenwolf.
Eine Inszenierung, die tief blicken lässt: in die abgründig-komischen Dilemmen des in die Mitte der Welt gesetzten Menschen, dem Pico della Mirandolas programmatischer Renaissancerede zufolge kein bestimmter Wohnsitz noch ein eigenes Gesicht noch irgendeine besondere Gabe verliehen wurde, damit er jeden beliebigen Wohnsitz, jedes beliebige Gesicht und alle Gaben nach Wunsch, Wille und Meinung haben und besitzen möge. "Den übrigen Wesen ist ihre Natur durch die von uns vorgeschriebenen Gesetze bestimmt und wird dadurch in Schranken gehalten. Du bist durch keinerlei unüberwindliche Schranken gehemmt, sondern du sollst nach deinem eigenen freien Willen, in dessen Hand ich dein Geschick gelegt habe, sogar jene Natur dir selbst vorher bestimmen." Solcherart ist die Würde des Menschen. Respektive die mit Humor - so das Fazit Hesses - zu tragende Bürde.


Zum vorerst letzten Mal am 8. Juni.

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