Es gibt keine Instant-Erleuchtung. Es gibt keine magische Geh-aus-dem-Gefängnis-Karte, keine rote Pille, keine verborgene Tür im Spiegelkabinett, durch die Du irgendwann treten könntest, um direkt zum Herz der Dinge zu gelangen. Vertraue niemandem, der Dir eine Abkürzung auf dem Weg ins Paradies verspricht. Denn Dein Weg findet Dich und Du wirst nirgends hin kommen, wenn Du fremden Spuren folgst. So viele Menschen leben in fremden Spuren, und sind dabei stets: neben ihrer Spur. Sie werden eben jene sein, die sagen: seht an, sie dort hat ihren Verstand verloren. Lass Dich davon nicht beirren. Es gehört zu dieser Welt, die auf ihrem Kopf steht. Es gehört nicht zu Dir. Du bist verrückt, mithin, aus solcher Perspektive. Aus einer anderen bist Du gerade ins rechte Mass gerückt. Lerne, die Kunst der Perspektive zu meistern.
Geh beharrlich, geh konstant. Lass
Dich nicht entmutigen, wenn der Weg Dich vermeintlich zurückwirft. Aus Rückschritten folgt Vertiefung. Du lernst, wenn Du fällst und wieder
aufstehst. Du lernst, wenn Du haderst und blind vertraust. Du lernst, wenn Du dazu aufgefordert wirst, Dich einmal mehr zu entscheiden, und erneut Ja sagst. Du lernst,
wenn es Dich zermürbt und Du zurückgleiten möchtest ins bequeme Unbewusstsein. Und dennoch verharrst Du in eben diesem unbequemen Niemandsland. Denke daran,
wenn es dunkel um Dich wird. Es ist nur ein Dazwischen, nur eine Etappe. Es
ist nie die ganze Reise. Und wenn Du Dich aufraffst und weitergehst, weisst
Du nicht, was bereits hinter der nächsten Biegung auf
Dich wartet. So entsteht Hoffnung. Die Gnade liegt nicht darin, dass Dir das
Leben erspart wird. Sie liegt darin, dass Du aus dem Feuer aufsteigen darfst
wie ein Phoenix, wenn Du zuvor zulässt, dass Du brennst. Deine Asche ist heiliger
Boden. Ehre sie, und ehre Dein Leben, das darin geschmiedet wurde. Nichts
anderes wird von Dir verlangt.
Und finde Weggefährten, denn
auch wenn Du Deiner Spur folgen musst und keiner anderen, gibt es jene, die
wie Du unterwegs sind. In ihrer eigenen Spur. Die sich abends mit Dir ans
Lagerfeuer setzen und ihre Geschichten erzählen und singen, selbst wenn ihre Herzen müde sind von Kummer und allgegenwärtiger Not. Die durch ihre Hölle gegangen sind, um daraus in
Freundlichkeit wiedergeboren zu werden. Die Dir Zuspruch geben, wenn Du
denkst, dass auch nur ein weiterer Schritt einer zu viel ist. Die Deine
Hand halten, während Ihr gemeinsam übers Wasser geht. Und
zusammen, Hand in Hand, werdet Ihr nicht fallen. Sie, Deine
Schildgenossen, sind hier, um Dir zu zeigen: es gibt ihn, diesen einen Weg. Es
gibt das Gute Leben. Es gibt Freude und Freundlichkeit und Freiheit. Es gibt
Güte und Gnade und Grazie. Es gibt Wahrheit und Würde und beständigen Wert, nur nicht dort, wo Du sie vormals gesucht hast. Und es gibt diese eine Liebe, die
alles umfasst. Es war nie gedacht, dass Du einsam bist. Denn Du bist ein
Tropfen auf dem Weg zum Ozean; so viele andere Tropfen fliessen mit Dir,
entlang dem Fluss des Lebens.
Du denkst, das ist wenig: ein
Tropfen? Dann kennst Du die Macht der Vielzahl und der Einheit noch nicht. Ins
All-Eine sollt Ihr fliessen, dereinst. Die Zeit, die Reise zu beginnen, ist
genau: jetzt.
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