13 Dezember 2014

Hexensabbat (à l'américaine)


Es gibt sie immer noch, die Serien, die uns überraschen. Eine solche war für mich zuletzt die 'American Horror Story' aus dem Hause FX, insbesondere deren 3. Staffel 'Coven'. Was für eine Spiel-Lust, seitens der Autoren wie des (stets) hochkarätigen Darstellerensembles! Jessica Lange zieht jedes erdenkliche Performanz-Register, Kathy Bates brilliert mit tiefsitzender Zwiespältigkeit (beide wurden dafür mit je einem Emmy gekrönt), und eine kraftstrotzende Angela Bassett vibriert förmlich auf dem Bildschirm. Die eigentliche Entdeckung der Produktion ist jedoch Evan Peters, auf den man in Zukunft einen Blick behalten wird. Sein Parforceritt als soziopathisch gestörter High School-Amokläufer in der ersten Staffel war schlichtweg atem-raubend; selten wurde adoleszente 'angst' derart handgreiflich (re)präsentiert.
Waren es in 'Murder House' (Staffel I) Begierde und in 'Asylum' (Staffel II) Ehrgeiz, die in allen menschlich-abgründigen Faserungen beleuchtet und ausgestellt wurden, so konfrontiert uns 'Coven' mit einer exemplarischen Studie von (weiblichem) Narzissmus, der trotz genrebedingter Brachialität bis in die allerfeinsten Schattierungen nachgezeichnet wird. Im Ringen um ewige Jugend geht die Figur von Jessica Lange dabei genauso - buchstäblich - über Leichen wie diejenigen von Angela Bassett und Kathy Bates: die eine schreckt in persönlich deformiertem Machtverständnis vor keiner bösen Tat zurück, um ihren Status als Oberin erst vorzeitig zu gewinnen, dann überzeitig zu wahren; nicht zuletzt weil sie mit dem Positionsverlust auch zwangsläufig ihr Leben verlieren würde (von ihrem Aussehen ganz zu schweigen). Die andere opfert ihr Kind und nachfolgend etwas nonchalanter die Kinder anderer im Austausch für ein Unsterblichkeitsversprechen, und die dritte foltert Sklaven auf unaussprechliche Weise, bevor sie deren Organe zu einer blutig-bestialischen Schönheitstinktur verarbeitet.
Doch auch der jugendliche Hexennachwuchs ist nicht vor Lady Macbeth-würdigen Methoden des Verrats und Hinterhalts gefeit. Die wahn-witzigen Verfehlungen der Älteren sind zu tief ins System gewuchert, um am Ende ohne substantielle(s) Opfer bereinigt zu werden. So brennt denn zum Finale sinnigerweise ein purgatives Hexenfeuer - und setzt einen stimmigen Schlusspunkt unter ein wahrhaft höllisches Sehvergnügen. 



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