12 Oktober 2013

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Erinnerungen sind etwas sehr Unformuliertes und Isoliertes. Man hat ja keinen Strang von schlüssigen Erinnerungsgeschichten, die von A bis Z durchgehen, sondern es sind eher einzelne Flecken. Die Erinnerungen betrügen einen auch. Da kommt man sich selber nicht auf die Schliche. Es ist deshalb bestimmt auch nicht alles wahr, was man so blauäugig-konkret erinnert. Die Erinnerung korrigiert dauernd, und zwar meistens zu unseren Gunsten. Wir sind alle begabt im Vergessen der eher peinlichen, schambesetzten und schmerzhaften Dinge und haben einen leichteren Zugang zum Angenehmen, das uns das Gedächtnis erst noch besonders hübsch zurechtgemacht hat.
Urs Widmer, Wie geht das, das Leben?, in: DAS MAGAZIN N° 38 

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