20 Januar 2013

East of Eden


"Die Lüge", wiederholte er, "jene Lüge, die gestern noch den Namen Arbeit trug oder Aufgabe, Ehrgeiz oder Liebe oder Familienleben. Und tausend und zehntausend Tage und Nächte waren nötig, damit sich diese Lüge in einem Körper und innerhalb dessen in einem Nervensystem, in den Sinnesorganen zur einzigen, unerträglichen Wirklichkeit des Lebens wandelte, die dann der Organismus, der ganze Mensch, eines Tages mit einem gequälten Stöhnen in die Welt schrie, in Form einer Krankheit diese zu einem Panikgefühl umgewandelte unerträgliche Lüge hinausschrie, die seinem Leben nun die einzige Wirklichkeit geworden war. Dass er seine Umgebung oder seine eigene Eitelkeit nicht mehr ertrage oder die Lebensweise, mit der er versuchte, die Leere seines Lebens zu betäuben, oder dass er das mechanische Tun nicht mehr aushalte, das im Laufe seines Lebens seinem Körper und seiner Begabung entsprungen ist, die ihm Gott einst schenkte. Und dann beginnt er zu stöhnen, zu schreien, weil er die Lüge nicht mehr erträgt, die zu einem körperlichen Übel geworden war. Und ihm ist übel, als wäre er vergiftet worden. Und tatsächlich, er wurde vergiftet, mit dem niederträchtigsten Gift, wie es nicht einmal die Quacksalber der Medici ihn Florenz kannten und auch nicht die Borgias. Das Leben ist Gift, wenn wir nicht an es glauben. Das Leben ist Gift, wenn es nur noch Mittel dazu ist, dass sich Eitelkeit, Ehrgeiz oder Neid daran satt essen. Einem wird übel, wie..."


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